Eine runde Sache – die Litfaßsäule

Platziert wurde sie an belebten Stellen in der Stadt und fand zunächst als Träger amtlicher Bekanntmachungen Verwendung. Da diese Bekanntmachungen zuvor ungeordnet an Bäumen, Häusern, Bäumen etc. klebten, brachte die Litfaßsäule auch Ordnung in das Stadtbild und diente gleichzeitig zur Verschönerung von unattraktiven Plätzen.

Von der Säule zum Plakat

Die Vermarktung der Säulenflächen war der erste Schritt in Richtung Plakatwerbung. Litfaß profitierte hier gleich doppelt: Er führte nämlich auch die familieneigene Druckerei und war schon früh in der Lage, großformatige Plakate für seine Säulen zu drucken.

Eine für damalige Zeiten aufsehenerregende Pressekampagne begann. Fortlaufend wurde in Zeitungen über die Vorbereitungen für die ersten Säulen berichtet. Eine Woche vor der Enthüllung wurden in den Sonntagsausgaben von vier Zeitungen großformatige Anzeigen geschaltet – darin eingebettet die Plakatformate und Anschlagspreise. Die festliche Enthüllung fand dann am 1. Juli 1855, einem Sonntag, in Berlin statt.

Nach Litfaß’ Tod konnten die Erben das Geschäft mit den Säulen nicht gewinnbringend weiterführen. Ein Konkurrent erwarb die Konzession. Anfang der 20er Jahre übernahm die Berliner Anschlag- und Reklamewesen GmbH das Geschäft: Ein wahrer Litfaßsäulen-Boom begann. Zu Kriegszeiten zählte man rund 3.000 Säulen in Berlin, die neben Werbeplakaten auch für politische Propaganda benutzt wurden.

Konkurrenz & Wiederauferstehung

In den 60er Jahren wurden Fernsehwerbung und großflächige Plakate zu einer erstzunehmenden Konkurrenz. Doch die Säule wird von den Werbern wiederentdeckt und ihre runde Form mehr oder minder kreativ genutzt, beispielsweise als Prittstift.

Der exponierte Standort, die auffällige Form und die vergleichsweise kostengünstige Werbemöglichkeit mit großer Breitenwirkung halfen der Litfaßsäule, mit dem Stadtbild zu verschmelzen. Ihr Aussehen hat sich zwar im Laufe der Zeit geändert und auch das Innenleben wird nun von Hightech bestimmt: doch das erfolgreiche Grundprinzip ist bis heute gleich geblieben.